Auf ein Bier mit – Sven Nothnagel

von Gregor Behlen

Heute haben wir ein Sonnenberger Urgestein bei uns am Tresen sitzen. Das klingt jetzt nach einem relativ alten Hasen, dabei ist er aber erst 35 Jahre jung! Von der F-Jugend bis zur Gruppenliga bei der 1.Mannschaft war er dabei. Dann war er weg und ist nun in anderer Funktion zum Verein zurückgekehrt.

Zuhause auf dem Hartplatz

Hallo Sven, schön das du da bist. Die ersten zwei Monate in 2022 sind bereits Geschichte. Wie gehts dir denn?

Nothnagel: Alles bestens, danke. Der Jahresstart war sowohl privat als auch beruflich echt spannend.

Bevor wir jetzt allerdings hier richtig loslegen muss ich dich glaube noch ganz kurz vorstellen! Du bist ein Sonnenberger Urgestein. Auf die Konrad-Duden-Schule gegangen und gleich ab der F-Jugend direkt auf dem Hartplatz unterwegs gewesen. Danach hast du klassischerweise die Jugend durchlaufen und bist mit der 1. Mannschaft 2006 Meister der Bezirksliga Wiesbaden geworden. Anschließend warst du noch mit uns in der Gruppenliga unterwegs.

Nothnagel: Kleine Korrektur, ich habe erst in der E-Jugend angefangen. Meine Eltern wollten früher tatsächlich dass ich neben dem Spitzkippel in der Turnhalle als Turner aktiv werden soll, hab mich aber immer wieder heimlich auf den Sportplatz geschlichen und dort sehr schnell meine eigentliche Leidenschaft gefunden. Die Jugend in Sonnenberg war eine geile Zeit, ich wollte nie woanders hin.

Genau, die Meisterschaft in 2006 war gleich in meinem ersten Jahr als Aktiver ein absolutes Highlight. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass wir zwei Tage lang auf dem Spitzkippel durchgefeiert haben, dann gabs nachts mit ein paar Jungs einen kurzen Abstecher ins Außenbecken des Thermalbads, um dann „frisch geduscht“ direkt in die Schule zu fahren, um mein Abi-Zeugnis abzuholen.

Das erste Jahr Gruppenliga war verrückt. Als Aufsteiger standen wir kurzzeitig auf dem zweiten Tabellenplatz, landeten am Ende dann immerhin im oberen Drittel. Wir waren eine mega eingespielte Truppe, die sowohl auf als auch neben dem Platz extrem gut harmoniert hat.

Zweite Heimat Beuerbach

2011 ist es dann passiert! Du hast die rot/weißen Trikots gegen grün/weiß getauscht und bist zum TuS Beuerbach gewechselt. Wie kam es denn eigentlich dazu? Beuerbach liegt ja nicht direkt um die Ecke.

Nothnagel: Ich bin umgezogen. Dann hatte ich während des Studiums kein eigenes Auto. Die Fahrerei nach Sonnenberg war mir einfach zu viel. Habe dann mit Beuerbach einen echt guten Ersatz gefunden, direkt um die Ecke, gute Jungs die mich direkt voll integriert haben, sportlich ambitioniert auch in die Gruppenliga zu kommen, das gefiel mir. Nur an den Naturrasen musste ich mich ein paar Monate gewöhnen.

Schließlich bist du ja zwischenzeitlich für die Spielzeit 2017/18 noch mal auf den Spitzkippel zurückgekehrt und hast die Fußballschuhe unter dem jetzigen Trainer Andre‘ Meudt geschnürrt. Hattest du doch Heimweh?

Nothnagel: Haha, ja ein bisschen vielleicht. Ich hatte kurzzeitig wieder in Sonnenberg gewohnt. Das hatten André & Alex natürlich mitbekommen und so kam eins zum anderen. Der Verein hat sich echt großartig entwickelt, da wollte ich meinen Beitrag dazu leisten und eine gute Saison spielen. Sonnenberg war bzw ist auch heute noch immer eine Herzensangelegenheit.

Zurück in Sonnenberg, nur anders!

Jetzt bist du als Fußballer erneut zurück in Beuerbach aber unserer Spielvereinigung als Sponsor in anderer Funktion treu geblieben. Deine beruflichen Wurzel hast du jetzt noch nicht mal weit weg mit deinem neuen Büro im Nerotal aufgeschlagen. Da bietet sich ja jetzt in der Vorbereitung fast eine Laufeinheit zu dir an.
Aber im Ernst! Das du jetzt den Verein auf andere Art und Weise unterstützt zeigt eindrucksvoll dass dein Herz nach wie vor auch für Sonnenberg schlägt.

Nothnagel: Ja die Idee mit der Laufeinheit zu mir ins neue Büro im Nerotal kam sogar von André, bin mal gespannt ob das klappt, Getränke sind im Büro auf jeden Fall immer kühl gestellt. Aber Spaß bei Seite, zu einigen Spielern & Verantwortlichen in Sonnenberg hab ich auch einfach noch guten Kontakt, so schnell vergisst man seine Wurzeln eben nicht. Dann macht es mir einfach Spaß meine Leidenschaft/Hobby, den Fußball, mit dem Beruflichen zu kombinieren. Vereine freuen sich immer über kleine Spenden oder neues Trainings-Equipment, wenn ich mich dann als Sponsor kurz vorstellen kann und mein Netzwerk erweitern kann, ist das doch für alle Seiten eine Win-Win-Situation und alle sind happy.

Lass uns doch nochmal ein bisschen zurückblicken. Du hast mit einigen großen Namen und verdienten Spielern wie Gerhard „Gerdi“ Marx, Theo März, Tobias Roth, Michael Bach, Hendrik Weiß und vielen mehr zusammengespielt. Hast du denn ein paar lustige Anekdoten parat, die du uns erzählen kannst?

Nothnagel: Puh wo soll ich da anfangen? Vorab: Ich bin wirklich extrem dankbar, dass ich mit den ganzen Namen zusammen spielen durfte – da habe ich eine Menge für meine spätere Fußball-Zeit mitgenommen. Die EINE Anekdote fällt mir so spontan gar nicht ein. Was mir allerdings sehr gut in Erinnerung geblieben ist, sind unzählige weltklasse Einstands- & Abschlussfahrten. Köln, Berlin, Koblenz, Nürnberg, Düsseldorf, Mallorca, egal wo wir waren, keine Stadt war vor uns sicher, es war immer legendär. Mehr erzähl ich lieber nicht – wer weiß wer hier alles mitliest.

Jetzt bist du ja auch nicht mehr der Jüngsten und hast einige km auf diversen Sportplätzen zurückgelegt. Kannst du beschreiben wie sich das Spiel für dich verändert hat?

Nothnagel: Das Spiel ist schon komplexer geworden. Viel mehr Taktik, Spielzüge, Aufstellungsvarianten, als Spieler musst du heute variabler sein usw. das gibt dem Ganzen natürlich schon eine ganz neue Dynamik. Was meiner Meinung nach darunter ein wenig leidet sind so ein paar Grundtugenden wie Respekt, Ehrgeiz, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und der unbedingte Wille sich auf dem Platz zu zerreißen und gewinnen zu wollen – das hat mir in den letzten Jahren etwas gefehlt.

Wie ist es mit DER MANNSCHAFT? Erkennst du da Unterschiede zu früher?

Nothnagel: Ja natürlich hat sich vieles verändert. Zum Beispiel kamen früher 90% der Spieler aus dem gleichen Ort und es gab deutlich weniger Kohle. Als 18-19 jähriger Spieler hast du erst mal die Klappe gehalten, dich untergeordnet und versucht mit Leistung zu überzeugen. Ich kann mich erinnern, dass ich damals mal vergessen hatte die Hütchen & Leibchen auf den Platz zu bringen und durfte dann nicht mittrainieren sondern musste 60min Strafläufe und Kraftübungen machen. Damals wurde auch deutlich mehr gefeiert & getrunken. Heute brauchst du nach dem Training eher mal ne Kiste Radler und ne Shisha Aber der Austausch zwischen den jungen und erfahrenen Spielern ist ja auch das was es ausmacht und in einem Verein funktionieren muss.

„Der Start in die Rückrunde wird wichtig sein“

Sven Nothnagel

Wie ich weiß verfolgst du die Geschehnisse hier oben in der alten Heimat. Was traust du unseren Aktiven Mannschaften in diesem Jahr zu?

Nothnagel: Alles. Die halbe letzte Saison war ja schon grandios. Diese Saison sieht es ja auch gut aus. Nur eine Niederlage aus der Hinrunde kann sich natürlich sehen lassen und du hast alle Möglichkeiten am Ende auch ganz oben zu stehen. Aber bis dahin sind es noch viele Spiele, der Start in die Rückrunde wird wichtig sein. Werde es weiterhin aufmerksam verfolgen.

Aktuell kämpfst du dich von einer Verletzung zurück auf den Platz. Ihr steht mit Beuerbach ungeschlagen an der Tabellenspitze. Wie sieht dein Fahrplan aus, kannst du in der Rückrunde noch eingreifen und dein Team im Aufstiegskampf unterstützen?

Nothnagel: Unsere Hinrunde in Beuerbach war das Beste was ich seit langem gesehen habe, die Mannschaft sprüht dieses Jahr eine unfassbare Energie aus und hat einen brutalen Willen den Titel zu holen. Ich hätte nie gedacht, dass ich es irgendwann mal sage, aber die Prioritäten haben sich bei mir mittlerweile deutlich verschoben. Ich bin vor Kurzem glücklicher Vater einer kleinen Tochter geworden, meine Frau und ich haben ein schönes großes Haus gekauft was immer mal etwas Pflege brauch, mein Start-Up in Wiesbaden geht aktuell auch gut durch die Decke mit mittlerweile 5 Mitarbeitern. Im letzten Jahr hatte ich eine Knie-Op, die mich dann noch zusätzlich zurückgeworfen hat. Aber ich will nicht jammern. Aktuell gehe ich wieder regelmäßig laufen, mache viel Krafttraining, um in der Rückrunde eventuell noch ein letztes mal auflaufen zu können (und mit einem letzten Kopfballtor dann die Fußballschuhe endgültig an den Nagel hängen zu können)

Abschließend kommt jetzt natürlich die Frage, die ich einfach stellen muss. Pommes, rot/weiß oder grün/weiß?

Nothnagel: Schon rot/weiß!

Gut dann wäre auch das geklärt. ;-)

Sven, ich bendanke mich für das nette Interview, wünsche euch mit Beuerbach eine ebenso erfolgreiche Rück- wie Hinrunde und freue mich wenn wir uns demnächst wieder auf ein Bier oben am Spitzkippel treffen.

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